Das Lenk-Paradoxon
Betrachtet man die einzelnen Handlungen beim Lenken im Einzelnen, stößt man auf ein Paradoxon. Der sogenannte Lenkimpuls leitet nämlich mit einer vermeintlich widersprüchlichen Aktion die Kurvenfahrt ein. Die meisten Motorradfahrer sind der Meinung, dass sie durch Gewichtsverlagerung in eine Kurve einfahren. Dies ist aber falsch.
Machen Sie den Praxistest auf einem großen Parkplatz. Fahren Sie bei Tempo 40 km/h gerade aus, lassen Sie den Lenker los und versuchen nur durch Gewichtsverlagerung eine Kurve einzuleiten. Sie werden feststellen, dass Sie durch den Vortrieb der Masse weiter geradeaus fahren.
Der Lenkimpuls
Fahrphysikalisch unterscheidet sich die Kurvenfahrt mit einem einspurigen Motorrad von dem eines Autos. Ein zweispuriges Gefährt strebt bei einer Lenkbewegung immer zum Kurvenäußeren. Beim Motorrad ist das Gegenteil der Fall. Das Motorrad neigt sich beim Kurvenfahren immer ins Kurveninnere.
Wenn Sie eine Linkskurve einleiten, drücken Sie ohne es zu merken am linken Lenkerende in Fahrtrichtung. Umgekehrt geben Sie in einer Rechtskurve einen leichten, kaum merkbaren Impuls auf das rechte Lenkerende nach vorne. Betrachten Sie nun, wohin Sie damit den Vorderreifen bewegen, stellen Sie fest, dass Sie mit dem Drücken des Lenkers nach rechts eigentlich eine Linkskurve einleiten würden. Hier kommen aber die Fliehkräfte ins Spiel. Durch den gegenläufigen Impuls bringen Sie Maschine aus dem Gleichgewicht. Ihre Maschine kippt entgegen der Fliehkraft nach rechts. Dieser gegenläufige und rational kaum nachvollziehbare Impuls bewirkt, dass Ihr Motorrad in die gewünschte Schräglage kommt.
Wirklich begreifen kann man dieses Paradoxon nur in der Praxis. Fahren Sie wieder mit Tempo 40 km/h. Fahren Sie eine Rechtskurve mit großem Radius. Drücken Sie nun am rechten Lenkerende in Fahrtrichtung und beobachten Sie, was passiert. Ihr Kurvenradius wird kleiner, die Maschine geht noch weiter in Schräglage.
Besonders wichtig ist der Lenkimpuls beim schnellen Ausweichen vor einem Hindernis.